Bauherr des Gebäudes war der Arzt Otto Zschunke. Er ließ es 1928 von dem Leipziger Architekturbüro Bornmüller und Arzt planen, die zeitgleich das Stadthaus und ein Feuerwehrgerätehaus in Groitzsch bauten. Auch in Leipzig projektierten diese Architekten Einfamlienhäuser und Wohnanlagen.
Auszug aus dem Artikel in der Ostdeutschen Bauzeitung Breslaus (28. Jahrgang, Nr. 48 v. 21. 11. 1930)
„Die Architekten Bornmüller und Arzt, Leipzig lösten die Aufgabe durch eine Gliederung in drei Bautrakte, die den Vorteil hatte, den Patienten einen vollwertigen Zugang und Aufenthalt an der geeigneten Stelle zu bieten, ohne sie das übrige Grundstück oder gar das Haus selbst betreten zu lassen und weiter die Garagen mit der Chauffeurwohnung bei allem Zusammenhang ebenfalls vom Wohnhaus zu trennen. Eine geschickte Ausnutzung des nach Osten ansteigenden Geländes mit der dadurch erreichten Terrassierung und eine besonders gartenkünstlerische Gestaltung des Geländes, die im Laufe der Zeit durch einen Pergolengang an der Südseite vervollständigt werden soll, ließen schon bei Fertigstellung des Baues eine reizvolle Anlage erstehen. ….. Das Kellergeschoss enthält u. a. Dunkelkammer zur Entwicklung der Röntgenaufnahmen, Dienstbotenbad, Heizung und Waschküche, auch eine Trinkstube. Die Praxisräume sind mit allen Hilfsmitteln und Apparaten für Röntgenologie und Diathermie, mit Verdunkelungseinrichtungen Abfallverbrennungsofen usw. ausgerüstet. Das Gebäude erhielt Warnwasserversorgung, ein Haustelefonanlage und eine Signal-Sprechanlage, die dem Arzt jederzeitige Verständigung mit dem Nachtbesucher vom Schlafzimmer aus gestattet. Der gesamte Bau wurde äußerst solid ausgeführt, die Inneneinrichtung wurde nach dem Entwurf der Architekten vorgenommen. Sie verbindet moderne Sachlichkeit mit wohliger Behaglichkeit. Sockel und Architekturteile sind aus Thüringer Muschelkalkstein hergestellt, dunkelroter Edelputz kontrastiert mit den hellgestrichenen Fenstern und Laden und dem Schieferdach.“
Dr. Zschunke betrieb seine Praxis ab 1929 in den neuen Räumen.
(Quelle: Groitzscher Nachrichten, Sonnabend, 11. Mai 1929)
Die Luftaufnahme von ca. 1930 zeigt den Gebäudekomplex gegenüber der Schule und des Wasserturms.
Bereits 1943 wurde der Komplex zu einem Kindergarten umfunktioniert. In der Nachkriegszeit beherbergte er eine sowjetische Militärkommandantur, wurde aber von 1948 bis 1994 wieder Kindergarten. In diesen Jahren erfolgten mehrere Umbauten. Man errichtete einen Lastenaufzug, setzte die Außentür zur ehemaligen Arztpraxis zu und entfernte im Obergeschoss etliche Zwischenwände. Außen wurden die Fensterläden und die Fenstersprossen entfernt, vor der Diele ein Zugang zum Keller, der als Großküche diente, geschaffen und eine weitere Garage an der Richard-Bahrdt-Straße gebaut.
Einige Jahre nach dem Zusammenbruch der DDR verkaufte man das Anwesen und kurzzeitig wurde in den Räumen ein Ingenieurbüro betrieben. Seit 2006 stand es leer und entging dem Abriss nur, weil es zum Baudenkmal erklärt worden war.
Wir erwarben das Anwesen Ende 2014 und sanierten es mit großer fachlicher Unterstützung von Frau Architektin Ulrike Kabitzsch aus Leipzig bis Ende 2016. Die eingebundenen Firmen mit großer Erfahrung im Denkmalschutz halfen engagiert dabei das schöne Haus wieder zum Leben zu erwecken und in einen wohnlichen und nutzbaren Zustand zu versetzen. Auch die Außenanlagen wurden in Zusammenarbeit mit der Denkmalbehörde in Ordnung gebracht.
Nachdem die beiden Wohnungen im Haupthaus und im Nordflügel fertiggestellt waren entstand die Idee den Südflügel als Ferienhaus zu gestalten. Seit Anfang 2018 sind die Umbau- und Sanierungsmaßnahmen abgeschlossen und wir freuen uns auf Gäste, die sich gern vom Charme, den Farben und Formen des Art déco einfangen lassen und gleichzeitig den modernen technischen Standard von heute genießen wollen.